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Xylella fastidiosa

Xylella fastidiosa ist ein durch Vektoren übertragener bakterieller Pflanzenschädling, der mit schweren Erkrankungen einer Vielzahl von Pflanzen im Zusammenhang steht. Bei Weinreben verursacht er die Pierce-Krankheit, die ein großes Problem für Weinerzeuger in den USA und Südamerika darstellt. Im Oktober 2013 wurde X. fastidiosa auf Olivenbäumen im süditalienischen Apulien entdeckt – der erstmalige Nachweis des Bakteriums in der Europäischen Union. Seither wurde der Erreger auch aus Frankreich, Spanien und Portugal gemeldet. Es wurden Kontrollmaßnahmen ergriffen, um eine weitere Ausbreitung des Bakteriums zu verhindern.

Zahlreiche Pflanzensaft saugende Insektenarten sind als Vektoren des Bakteriums bekannt. Außerdem verfügt X. fastidiosa über ein weites Wirtsspektrum, das eine Vielzahl verbreiteter Kultur- und Wildpflanzen umfasst.

Aktuelles

Die EFSA war Mitveranstalter der 4. Europäischen Konferenz über Xylella, die Hunderte von Pflanzengesundheitsexperten aus der ganzen Welt in Lyon (Frankreich) im August 2023 zusammenbrachte. Die Experten erörterten den Stand der Forschung zur Bekämpfung dieses Bakteriums, das nach wie vor eine Bedrohung für die europäische Wirtschaft und Umwelt darstellt.

Meilensteine

  1. 2021

    April

    Die EFSA organisierte die dritte europäische Konferenz über Xylella fastidiosa. An der Veranstaltung, die aufgrund der COVID-19-Beschränkungen online stattfand, nahmen Wissenschaftler, Akademiker und interessierte Interessenvertreter aus mehr als 60 Ländern teil. Der Konferenz ging die Abschlusssitzung des EU-finanzierten Forschungsprojekts XF-Actors voraus.

  2. 2020

    Juni

    Die EFSA hat Leitlinien für die Durchführung von Erhebungen über Xylella fastidiosa veröffentlicht. Das Dokument leitet Pflanzenschutzsachverständige durch die Gestaltung statistisch fundierter, risikobasierter Erhebungen des Erregers und integriert die wichtigsten Informationen, die in der 2019 veröffentlichten Schädlingserhebungskarte für X. fastidiosa gesammelt wurden.

  3. April

    EFSA published the latest update of its database of plants that act as hosts of Xylella fastidiosa. Thirty-seven additional species were identified as hosts of the pathogen, taking the total number of species in the database to 595.

  4. 2019

    Oktober

    Im Oktober war die EFSA Mitorganisatorin der zweiten wissenschaftlichen Konferenz zu Xylella fastidiosa. Rund 350 Sachverständige auf dem Gebiet der Pflanzengesundheit aus der ganzen Welt kamen in Ajaccio (Korsika) zusammen. Zwei Tage lang wurden intensive Diskussionen darüber geführt, welchen Beitrag die Wissenschaft bei der Suche nach Lösungen für die Bekämpfung des Pflanzenschädlings leisten kann, der in ganz Europa Umwelt- und wirtschaftliche Schäden anrichtet.

  5. June

    Veröffentlichte die EFSA eine Karte zur Schädlingsüberwachung für X. fastidiosa. Die Karte soll den Mitgliedstaaten dabei helfen, ihre Überwachungstätigkeiten nach einem statistisch fundierten und risikobasierten Ansatz im Einklang mit den internationalen Leitlinien für die Überwachung zu planen.

  6. Mai

    Aktualisierte die EFSA ihre Bewertung der von X. fastidiosa ausgehenden Risiken für Pflanzen und Nutzpflanzen in der Europäischen Union. Das Gremium für Pflanzengesundheit der EFSA verwendete Computermodelle, um zu simulieren, wie sich X. fastidiosa über kurze und lange Entfernungen unter unterschiedlichen Bedingungen ausbreitet.

  7. 2018

    September

    Veröffentlichte die EFSA die jüngste Aktualisierung ihrer Datenbank zu Pflanzen, die als Wirte für Xylella fastidiosa fungieren. Die aktualisierte Liste enthält 563 Pflanzenarten, die durch eine neue Literaturrecherche und aus Meldungen an das EU-System für Meldungen von beanstandeten Pflanzensendungen EUROPHYT ermittelt wurden. Die Liste kann als Rohdaten unter Knowledge Junction – dem offenen Repository der EFSA für Daten und unterstützende Materialien, die in Bewertungen von Risiken für die Lebensmittelsicherheit verwendet werden – oder in Form einer Reihe interaktiver Berichte abgerufen werden.

  8. Juli

    Aktualisierte die EFSA ihre Schädlingskategorisierung von X. fastidiosa. Zuvor wurde diese als Teil in der 2015 veröffentlichten Schädlingsrisikobewertung aufgeführt. Das EFSA-Gremium für Pflanzengesundheit kam zu dem Schluss, dass X. fastidiosa die Kriterien für eine Berücksichtigung als EU-Quarantäneschädling erfüllt.

  9. 2017

    November

    Im November war die EFSA Mitveranstalter einer Konferenz über die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen rund um X. fastidiosa. Mehr als 250 Pflanzengesundheitsexperten aus der ganzen Welt nahmen an der Veranstaltung im spanischen Palma de Mallorca teil. Das Programm umfasste rund 50 Präsentationen, die sich mit aktuellen Erkenntnissen über den Erreger, dessen Übertragung, Resistenzen bei Pflanzen und Bekämpfungsmaßnahmen befassten.

  10. April

    EFSA produced a report on the susceptibility of olive varieties to the Apulian strain of Xylella fastidiosa (subsp. pauca strain CoDiRO, ST53). The report noted that evidence from experimental infectivity studies and from surveys in olive orchards indicate tolerance of the Leccino variety to ST53. Tolerance or resistance traits have also been found in other olive varieties, such as FS-17®.

  11. 2016

    August

    Gelangen die Sachverständigen der EFSA zu dem Schluss, dass es keine wissenschaftlichen Hinweise auf das Vorkommen mehrerer Arten von X. fastidiosa in Apulien gibt. Im Anschluss bewerten sie neue Erkenntnisse zu Vitis (Weinrebe), CitrusQuercus ilex (Steineiche) und Phoenix roebelenii (Zwerg-Dattelpalme) im Hinblick auf deren Kategorisierung als Wirtspflanzen von Xylella fastidiosa.

  12. April

    Gelangt die EFSA zu der Schlussfolgerung, dass die in Apulien durchgeführten Forschungen zeigen, dass bestimmte Behandlungen die von X. fastidiosa verursachten Krankheitssymptome zwar verringern, den Erreger jedoch nicht aus infizierten Pflanzen eliminieren.

  13. März

    Veröffentlicht die Behörde einen Bericht des Nationalen Forschungsrats Italiens zum Wirtsspektrum von X. fastidiosa CoDiRO, der bestätigt, dass CoDiRO zum Absterben von Olivenbäumen führt.

  14. Februar

    Nimmt die EFSA eine Aktualisierung ihrer Wirtspflanzen-Datenbank vor und ergänzt sie um 44 neue Arten. Die Mehrzahl der neuen Arten (70%) wurde in Süditalien (Apulien), Korsika und Südfrankreich (Provence-Alpes-Côte d'Azur) identifiziert.

  15. 2015

    November

    Nehmen über 100 Wissenschaftler aus aller Welt an einem von der EFSA ausgerichteten Workshop teil, um die wichtigsten Wissenslücken zu ermitteln und Forschungsschwerpunkte in Bezug auf X. fastidiosa zu erörtern. Im selben Monat bewertet die EFSA die Ergebnisse aktueller Studien und Experimente, die in Apulien durchgeführt werden, und kommt zu dem Schluss, dass die Weinrebe nicht als potenzieller Wirt von X. fastidiosa ausgeschlossen werden kann.

  16. September

    Veröffentlichtes Wissenschaftliches Gutachten der EFSA besagt, dass die Heißwasserbehandlung – bei der ruhende Pflanzen und Pflanzenteile für 45 Minuten in 50°C heißes Wasser eingetaucht werden – eine zuverlässige Methode zur Kontrolle von X. fastidiosa bei ruhendem Rebpflanzmaterial ist.

  17. April

    Reagiert die EFSA auf die Behauptung einer italienischen Nichtregierungsorganisation, dass diverse Pilzarten – und nicht X. fastidiosa – die primäre Ursache des Olivensterbens in Apulien seien. Die EFSA gelangt zu der Schlussfolgerung, dass es keinen wissenschaftlichen Hinweis darauf gibt, dass tracheomykotische Pilze die primäre Ursache des Olivensterbens in Apulien sind.

  18. Januar

    Veröffentlicht die EFSA eine vollständige Schädlingsrisikobewertung sowie eine Evaluierung von Risikominderungsmaßnahmen für X. fastidiosa in der EU. Das wissenschaftliche Gutachten enthält ein Verzeichnis der Wirtspflanzen und Vektoren des Bakteriums in Europa. Im März veröffentlicht die EFSA einen Bericht zur Kategorisierung von zur Anpflanzung bestimmten Pflanzen, ausgenommen Saatgut, hinsichtlich des mit ihnen assoziierten Risikos der Einschleppung von X. fastidiosa.

  19. 2014

    Februar

    Nach Veröffentlichung der EFSA-Empfehlungen erlässt die Europäische Kommission im Februar Sofortmaßnahmen, um der weiteren Einschleppung und Ausbreitung des  Organismus Lebewesen wie Menschen, Tiere, Pflanzen und Mikroben (z.B. Bakterien und Viren). in der EU zu begegnen. Diese Maßnahmen werden im Mai und Oktober 2015 nochmals verschärft.

  20. 2013

    Oktober

    Wird Xylella fastidiosa auf Olivenbäumen in der süditalienischen Provinz Lecce (Apulien) entdeckt. Dies ist der erste in der Europäischen Union gemeldete Ausbruch von X. fastidiosa unter Feldbedingungen. Im November leistet die EFSA der Europäischen Kommission dringende wissenschaftliche Beratung und technische Hilfe zu X. fastidiosa.

FAQ

Xylella fastidiosa ist ein bakterielles Pflanzenpathogen, das durch Insekten übertragen wird, die sich von Xylemsaft ernähren. Es wird weltweit mit schweren Krankheiten bei einer Vielzahl von Pflanzen in Verbindung gebracht. So verursacht es beispielsweise die Pierce'sche Krankheit bei Weinreben, die Chlorose bei Zitrusfrüchten, die Phony Peach Disease, die Blattfleckenkrankheit bei der Kaffeepflanze, das Quick Decline Syndrome bei Olivenbäumen sowie andere Krankheiten, die gängige Bäume wie Pflaumenbäume, Mandelbäume, Eichen und Oleander befallen.

Die von X. fastidiosa verursachten Krankheiten treten in tropischen, subtropischen und gemäßigten Gebieten auf. Das Bakterium ist in vielen Gebieten Nord-, Mittel- und Südamerikas verbreitet und hat in den letzten Jahren auch Europa erreicht. Amtliche Erhebungen der EU-Mitgliedstaaten bestätigen bislang, dass das Vorkommen auf Italien (südliches Apulien), Frankreich (Provence-Alpes-Côte d'Azur und Korsika), Spanien (Balearen) und einen isolierten Fall in einem Gewächshaus in Deutschland (Sachsen) beschränkt ist.

X. fastidiosa besiedelt das Xylem-Netzwerk in Pflanzen. Die Hauptfunktion der Xylemgefäße besteht darin, Wasser von den Wurzeln einer Pflanze zu ihren Blättern zu transportieren. Besiedelt das Bakterium die Pflanze, führt das dann dazu, dass die Xylemgefäße blockiert werden und die Pflanze langsam stirbt. Um einen neuen Wirt zu erreichen, muss X. fastidiosa von einem Vektor transportiert und übertragen werden. Somit sind alle Insekten, die sich von Xylemsaft ernähren, potenzielle Vektoren, bis das Gegenteil nachgewiesen ist. Die weltweit am häufigsten vorkommenden Vektoren sind Zwergzikaden (Cicadellinae), Schaumzikaden (Aphrophoridae) und Blutzikaden (Cercopidae). Der Wiesenfroschopper (Philaenus spumarius) ist derzeit die einzige Spezies, die als Vektor des Bakteriums in Apulien bestätigt wurde.

Die Symptome reichen von Verbräunung der Blätter bis zum Absterben der Pflanzen. Die spezifischen Symptome, die Reihenfolge und das Tempo der Infektion variieren aufgrund des breiten Spektrums potenzieller Wirtspflanzen, der Vielfalt der Erregers und des Infektionsgrades sowie der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen in den Gebieten, in denen das Bakterium vorkommt. Viele Wirtspflanzen, die mit X. fastidiosa infiziert sind, zeigen möglicherweise keine Symptome; andere Pflanzen können starke Blattverbrennungen und Welkerscheinungen bis hin zur völligen Austrocknung aufweisen.

Die EFSA unterhält eine Datenbank bekannter Wirte, in der derzeit 563 Pflanzenarten – sowohl natürlich als auch experimentell infizierte Wirtspflanzen – aus 82 botanischen Familien aufgeführt sind. Allerdings sind nicht alle aufgeführten Pflanzen anfällig für alle „Arten“ (Unterarten oder Stämme) von X. fastidiosa, und selbst wenn sie betroffen sind, zeigen die Pflanzen nicht zwangsläufig Symptome. Darüber hinaus können selbst Pflanzen derselben Art je nach Sorte und Anbaubedingungen unterschiedliche Empfindlichkeitsgrade aufweisen. Die Identifizierung asymptomatischer Wirtsarten ist von entscheidender Bedeutung, da sie als symptomfreie Überträger für dieses Bakterium in neue Gebiete und empfindlichere Kulturen fungieren können.

Ja. Es gibt fünf derzeit anerkannte Unterarten von X. fastidiosafastidiosa, morus, multiplex, pauca und sandyi –, die ihrerseits eigene Varianten aufweisen.

In Europa wurde die Unterart fastidiosa, die mit der Pierce'schen Krankheit bei Weinreben und der Blattfleckenkrankheit bei Mandelbäumen auf dem amerikanischen Kontinent in Verbindung gebracht wird, auf den Balearen in Spanien und an vereinzelten Pflanzen in einem Gewächshaus in Deutschland (Sachsen) nachgewiesen. Auch bei einigen Chargen von importierten Kaffeepflanzen wurde diese Unterart nachgewiesen. Die Unterart multiplex wurde in Frankreich (Korsika und Provence-Alpes-Côte d'Azur) und auf den Balearen gemeldet. Die in Südamerika sehr verbreitete Unterart pauca wurde in Italien (Apulien), auf den Balearen und in einem isolierten Ausbruch in Frankreich (Menton, Provence-Alpes-Côte d'Azur) nachgewiesen.

Darüber hinaus kommt eine weitere Art von Xylella, Xylella taiwanensis in Taiwan vor, wo sie Blattverbrennungen bei Birnbäumen verursacht. Die Unterart X. fastidiosa subsp. fastidiosa ist ebenfalls in Taiwan vertreten.

Xylella fastidiosa ist in der EU als Quarantäneorganismus reguliert, und seine Einschleppung in das Gebiet der Union sowie seine Verbreitung innerhalb dieses Gebiets sind verboten. Darüber hinaus gibt es in der EU seit Februar 2014 Sofortmaßnahmen, um seine Einschleppung und weitere Verbreitung innerhalb der EU zu verhindern. Im Mai 2015 wurden strengere Vorschriften auf der Grundlage einer umfassenden Schädlingsrisikobewertung der EFSA eingeführt, die regelmäßig aktualisiert werden, sobald neue wissenschaftliche und technische Informationen verfügbar sind.

Seit Beginn des Ausbruchs in Süditalien im Jahr 2013 hat die EFSA zahlreiche Berichte und wissenschaftliche Gutachten zu X. fastidiosa veröffentlicht. Im Januar 2015 veröffentlichte die EFSA eine vollständige Schädlingsrisikobewertung sowie eine Bewertung der Optionen zur Risikominderung für X. fastidiosa in der EU. Das wissenschaftliche Gutachten enthielt eine Liste von Wirtspflanzen und europäischen Vektoren des Bakteriums. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war die Veröffentlichung eines Berichts des italienischen Nationalen Forschungsrats über das Wirtsspektrum von X. fastidiosa CoDiRO im März 2016. Dieser Bericht war das Ergebnis eines von der EFSA finanzierten Pilotprojekts zur Bewertung des Wirtsspektrums des apulischen Stammes von X. fastidiosa. Das wichtigste Ergebnis war die Bestätigung, dass X. fastidiosa subsp. pauca (Stamm CoDiRO[1]) Ursache des in Apulien beobachteten Olivenbaumsterbens ist. Ausführliche Informationen über die Arbeit der EFSA in diesem Bereich finden Sie im Abschnitt „Abgeschlossene Arbeiten“ auf dieser Seite.

[1] Complesso del Disseccamento Rapido dell'Olivo (italienische Übersetzung für „olive quick decline syndrome“)